Einleitung
Seit Juni 2019 produzieren Claudia Schneider und Bänz Glauser von Tägertschi alle Eier für den Verein soliTerre. Sie arbeiten mit der Zweinutzungsrasse "Bresse" und füttern diese mit hofeigenem Futter. Legehennen benötigen viel Eiweiss, um Eier legen zu können. Im herkömmlichen Legehennenfutter ist pflanzliches Eiweiss, vielfach aus Import, enthalten, das die Hennen mit den benötigten Komponenten versorgt. Ein entsprechendes betriebseigenes Futter herzustellen, das von den Legehennen in ausreichender Menge aufgenommen wird, ist nicht einfach.
SRF-Sendung (erste 5 Minuten) über die Hühnerhaltung im Tiefmoos
Genügend Protein
Zwar fressen die Hennen auf der Weide Gras und suchen auch auf dem Miststock nach Würmern und Insekten, aber genügend Protein können sie so nicht aufnehmen. Claudia Schneider gibt den Hennen in Molkereinebenprodukte eingelegte Mais- und Graswürfel und Weizenkörner.

Höherer Eierpreis
Die Zweinutzungs-Hühner und das betriebseigene Futter verändern die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen der Eierproduktion bei soliTerre. Deshalb hat der Vorstand des Vereins soliTerre beschlossen, den Eierpreis von 80 Rappen auf 1 Franken 10 Rappen zu erhöhen (Genehmigung durch der HV). Der Mehraufwand im Vergleich zur herkömmlichen Bioproduktion besteht einerseits darin, dass die männlichen und weiblichen Kücken aufgezogen werden. Der Verkauf des Fleischs der Hähne kann diesen Mehraufwand nicht vollständig decken. In der herkömmlichen Bioproduktion werden die legebereiten Junghennen zugekauft, die Aufzucht erfolgt arbeitsteilig auf anderen Betrieben. Andererseits entstehen Mehrkosten, weil Zweinutzungs-Hühner weniger Eier legen: Eine Hybridhenne legt rund 300 Eier pro Jahr, ein Zweinutzungshuhn legt „nur“ rund 150 Eier pro Jahr. Auch die Fütterung mit Gras- und Maiswürfeln ist aufwändiger, die Würfel müssen vorab eingeweicht werden und es gibt mehr Futterreste.
Unterschiedliche Sichtweisen
Die Idee, Legehennen mit Eiweiss vom eigenen Betrieb zu ernähren, ist übrigens nicht die einzige Art, wie man die Eiweiss-Frage in der Hühnerhaltung betrachten kann. Fredy Schmied, soliTerre-Vorstandsmitglied seit Gründung und Logistik-Verantwortlicher, versteht Hühner als Pflanzen- und Fleischfresser und sähe es lieber, wenn die Schlachtabfälle von Schweinen und Rindern, die heute in der Schweiz verbrannt werden, wieder als Tierfutter für Hühner zum Einsatz kämen. Diese hochwertigen Proteine könnten Soja mehr als nur ersetzen. Für Claudia Schneider wiederum überwiegt der Aspekt der geschlossenen Nährstoffkreisläufe auf dem Betrieb. Mit den Zweinutzungs-Hühnern entschärft sich die Eiweiss-Frage insofern, als diese Rassen nur etwa halb so viele Eier legen wie Legehybriden.